Aufblende
Himmel
Wolkenvernebelter Raum. Gabriel, der Erzengel, sieht in ein scheinbares Nichts.
Stimme von Gott
Wie kannst Du es wagen Gabriel, meine Autorität in Frage zu stellen?
Gabriel
Nein Herr, das würde ich nie tun. Aber was passiert mit der Menschheit?
Schnitt
Küche
Innen/Abend
Hans sitzt am Küchentisch und löffelt seine Suppe. Vater und Mutter laufen wild gestikulierend in der Küche umher.
Vater
Da arbeite ich den ganzen Tag und dann machst du einen Aufstand, weil ich Dir nicht beim Abwasch helfen will. Was ist mit dem Jungen, hä?
Vater stützt sich mit beiden Händen, gegenüber von Hans, auf dem Küchentisch auf.
Vater
Was machst Du eigentlich den ganzen Tag?
Hans schaut seinen Vater an.
Vater
Ich predige dir seit 2 Jahren, such dir einen vernünftigen Job, ist das zuviel verlangt?
Mutter
(beschwichtigend)
Du weißt doch, daß der Junge schon überall versucht hat eine Arbeit als Friseur zu bekommen.
Hans löffelt weiter.
Vater
(aufbrausend)
Friseur, Friseur, das ist ein Job für Schwule und keine richtige Arbeit für einen Mann. Wenigstens könnte er dir hin und wieder im Haushalt helfen, während ich irgendwelchen Idioten die Autos repariere. Aber nein, statt dessen hockt er den ganzen Tag im Keller oder treibt sich auf Müllplätzen herum und erfindet ständig irgendeinen sinnlosen Schwachsinn.
Hans löffelt teilnahmslos weiter.
Mutter
Nun laß den Jungen doch in Ruhe. Weißt du überhaupt, daß schon wieder eine Katze in der Nachbarschaft verschwunden ist. Diesmal die von der Koslowski. Ha ha (lacht kurz). Man redet schon von einem Katzenfresser.
Vater
Was interessiert mich das. Hauptsache Du nimmst den Jungen wiedermal in Schutz. Was ist eigentlich los? (kurze Pause) Ich bin bald am Ende.
Vater verläßt aufgebracht die Küche. Mutter nimmt ein Geschirrtuch und trocknet eine Tasse ab.
Mutter
Nimm es Dir nicht so zu Herzen, er meint es nicht so.
Hans ist fertig mit essen und steht auf.
Hans
Ich weiß Mama. Ich bastle auch schon lange an einer Überraschung für ihn, für euch beide.
Hans verläßt die Küche.
Schnitt
Hans`s Eltern Wohnstube
Innen/Abend
Vater sitzt im Sessel und starrt nachdenklich vor sich ins Leere. Eine Zeitung liegt auf dem Tisch neben ihm. Mutter kommt herein, wischt sich die Hände an ihrer Hose (Rock?) trocken und schaut sanftmütig Hans´s Vater an. Sie geht zu ihm und setzt sich auf die Sessellehne und streicht ihn über die Haare.
Mutter
Du mußt ihm Zeit geben. Er ist nun mal sehr sensibel. Und er liebt dich, trotz allem. Du solltest nicht so forsch mit ihm sein, er bastelt sogar mal wieder was für uns.
(Vater schüttelt mit dem Kopf)
Sei lieb zu ihm, wenn er dich mal wieder überraschen will, er meint es nur gut.
Vater
Ach, was haben wir, was habe ich nur falsch gemacht. Schon als Kind, wollte keiner was mit ihm zu tun haben. Als wir heirateten war er 6 Jahre alt und ich kann mich nicht daran erinnern, daß er mal einen Freund mit nach hause gebracht hat. Irgendwie mieden ihn alle. Und später Disco, Mädchen- nichts. Ich weiß nicht.
Mutter
Er ist nun mal wie er ist. Ich weiß, daß er uns noch mal sehr stolz machen wird.
Vater schaut Mutter an.
Abblende
Aufblende
Keller
Innen/Abend
Hans sitzt vor einem großen Werktisch im Keller und bastelt an etwas herum, was durch seinen Körper und einem darum gespannten schwarzen Tuch verdeckt ist. Überall sitzen in selbst gebauten Käfigen Katzen, Hunde und Vögel herum. Viele Aufzeichnungen und Zettel mit Formeln liegen im ganzen Keller verteilt. Hans steht auf und nimmt aus einem Käfig einen Hamster heraus. Er steckt ihn unter das Tuch und betätigt voller Erwartung einen Schalter. Viele Lichtblitze sind unter dem Tuch erkennbar und seltsame GERÄUCHE sind zu hören. Hans hebt mit großen Augen das Tuch hoch.
Schnitt
Küche
Innen/Tag
Hans kommt mit einem Gegenstand, welcher immer noch unter dem Tuch verdeckt ist, in die Küche. Der Vater sitzt am Tisch und löst Kreuzworträtsel.
Vater
Ah Hans, setz dich und hilf mir bei dem dämlichen Kreuzworträtsel.
Hans
Vater, ich habe etwas Neues gebaut.
Hans nimmt das Tuch weg und zu sehen ist eine Trockenhaube. Allerdings war das eine Trockenhaube mit vielen Kabeln, Drähten und Lämpchen.
Vater
(kopfschüttelnd und doch leicht lächelnd)
Das sieht dir mal wieder ähnlich, was ist es den diesmal?
Hans
Ich möchte Dir damit Deine Haare machen.
Vater
(erschrocken)
Mit dem Ding!!??
Hans
Glaube mir es funktioniert und Du wirst danach richtig gut aussehen.
Vater
Ach Hans, was soll ich nur mit Dir machen. Ich sage dir, wenn das Ding meine Haare versaut oder mir weh tut, dann ist was los.
Hans
Keine Angst Vater, es wird nichts dergleichen passieren.
Hans setzt seinem Vater die Haube auf. Dieser macht dabei ein sehr unbehagliches Gesicht. Hans schaltet die Trockenhaube ein. Wild leuchten die Lämpchen auf der Haube und ein merkwürdiges Summen setzt ein. Der Vater sitzt regungslos da und Hans steht voller Erwartung daneben. Nach wenigen Sekunden ist alles vorbei. Hans nimmt seinem Vater die Trockenhaube ab. Der Vater hat eine perfekte Fönfrisur. Erwartungsvoll starrt Hans seinen Vater an, der sich einen Spiegel aus einem Schubfach holt.
Hans
Gefällt es Dir?
Vater
Ich habe nie besser ausgesehen.
Hans starrt freudig seinen Vater an
Vater
Weißt du was mein Junge, laß mich dir heute Abend dein Lieblingsessen kochen.
Hans ist überrascht und freut sich dann.
Vater
(unterwürfig)
Aber vorher würde ich mich freuen dein Zimmer aufräumen zu dürfen, das ist keine Arbeit für ein Genie wie dich. Befiehl mir, ich tue mit Freuden alles für dich, was es auch ist.
Der Vater verläßt die Küche. Hans bleibt verblüfft und erschrocken stehen und schaut dem Vater hinterher wie er in Hans´s Zimmer eilt.
Abblende
Aufblende
Küche
Innen/Abend
Mutter sitzt am Tisch vor der Trockenhaube. Hans und Vater stehen um sie herum.
Vater
(mit Fönfrisur)
Setz sie auf, du wirst sehen, unser Hans hat da was ganz tolles gebaut.
Mutter
(skeptisch)
Was ist den mit dir passiert? Hans, ich habe Angst vor dem Ding. Und vorallem will ich nicht so dämlich aussehen wie du. (Sie deutet auf den Vater)
Hans
Mama, wenn du nicht willst, mußt du sie nicht aufsetzen.
Vater
(mit Fönfrisur)
Setz sie auf, setz sie auf. Es tut überhaupt nicht weh, außerdem willst du unseren großartigen Jungen doch wohl nicht traurig stimmen, wo er sich doch solche Mühe gegeben hat.
Mutter setzt sich zögerlich die Trockenhaube auf. Hans schaltet sie, kurz inne haltend, ein.
Schnitt
Pub
Innen/Abend
Hans sitzt an der Bar und trinkt still vor sich hin ein Bier. Das Pub ist halb gefüllt, die Luft verraucht und leise im Hintergrund ist Musik zu hören. Nicht weit von ihm sitzen 3 MÄDCHEN um die 20 an einem Tisch und tuscheln und kichern. Hans bemerkt dies und dreht sich auf seinem Barhocker lustlos zu dem Tisch um. Hans Blick bleibt bei einem Mädchen stehen. Er kann sich nicht von ihr abwenden und starrt sie nun dauernd schüchtern an.
Tita
Hey Lisa, guck dir mal den Typen an der Bar an. Der starrt dich schon die ganze Zeit an.
Lisa
Ja ja, schwer zu übersehen.
Polly
(grinsend)
Na dann laß uns doch ein wenig Spaß haben. Ich winke ihn mal her.
Lisa
Bist Du verrückt?
Lisa versucht ihre Freundin abzuhalten, aber Polly winkt unter dem Gekichere von Tita Hans zu. Dieser dreht sich erst geschockt wieder zu seinem Glas doch dann schaut er wieder hin. Erneut winkt Mädchen2 ihm zu und gestikuliert, daß er sich zu ihnen setzen soll. Hans nimmt seinen ganzen Mut zusammen, greift nach seinem Glas, steht auf und geht auf den Tisch zu, an dem die 3 Mädchen sitzen.
Hans
Äh... Hallo.
Polly
Komm setz dich zu uns. Du siehst aus wie jemand, der 3 einsamen jungen Damen ein Getränk spendieren möchte.
Hans
Sehr gern.
Hans setzt sich neben Polly, gegenüber von Lisa. Er deutet durch eine Handbewegung der Kellnerin an, daß diese an den Tisch kommen soll.
Tita
(brüllt)
Das gleiche noch mal.
Die Kellnerin dreht auf halbem Weg wieder um und kümmert sich hinter der Bar um die Getränke.
Polly
Na sag schon, wie heißt du?
Hans
Hans.
Polly
Aha Hans also.
Tita kichert wieder, Lisa sitzt verlegen und stumm daneben.
Polly
O.K., das ist Tita.
Tita nickt Hans grinsend zu.
Polly
Das ist Lisa.
Lisa schaut ein wenig betreten nach unten und dann Hans flüchtig an.
Lisa
Hallo.
Polly
Und zu mir sagen immer alle Polly.
Hans schaut die ganze Zeit nur Lisa an.
Polly
Und Hans, was machst du so.
Hans schaut Polly nun an.
Hans
Ich schneide anderen Menschen die Haare.
Polly
Ich bräuchte mal eine kleine Veränderung.
Hans nun wieder zu Lisa schauend, die ihn aber ignoriert.
Hans
Kommt doch mal vorbei, bei mir. Ich mache euch dann die Haare. Umsonst.
Polly
Ja, warum nicht.
Tita kichert wieder. Lisa steht auf.
Polly
Hey, was ist los?
Lisa
Mein Freund ist da.
Lisa zeigt zum Eingang. Alle sehen hin. In der Tür steht ein adretter, mit langem dunklen Mantel bekleideter Mann um die 40. Lisa schnappt sich ihre Jacke und geht zu ihm.
Lisa
Tschüß und viel Spaß noch.
Lisa umarmt ihren Freund und sie gehen nach draußen.
Polly
Immer das gleiche mit ihr. Kaum winkt ihr Macker mit dem Mercedesschlüssel schon springt sie auf.
Enttäuscht und verletzt blickt ihr Hans hinterher.
Abblende
Aufblende
Einkaufsstrasse
Außen/Tag
Die durchgestylte Polly und Lisa schlendern auf dem Gehweg.
Polly
(begeistert)
Schau nur, was er aus mir gemacht hat. Er ist ein wahrer Künstler, du solltest unbedingt auch mal bei ihm vorbei gehen.
Lisa
Du siehst wirklich gut aus. Aber ich weiß nicht, er hat mich immer so komisch angeschaut. Der Typ ist mir nicht geheuer.
Polly
Ach paperlapap, wenn du ihn kennenlernen würdest, wüßtest du was für ein toller Mensch er ist. Und unter uns gesagt, du hättest auch mal eine kleine Typänderung nötig und glaube mir Hans ist der Beste.
Polly gibt Lisa einen Zettel.
Polly
Dies ist seine Adresse, geh mal vorbei.
Schnitt
Hans`s Zimmer
Innen/Nacht
Hans sitzt auf seinem Bett und liest eine Anzeige in der Zeitung.: „Ab den 01.10. kostenlose Friseurdienste in Hans`s Privatfriseursalon.“ Zufrieden legt er die Zeitung beiseite. In der Tür steht Lisa in einem leichten Negligé.
Lisa
Darauf habe ich schon den ganzen Tag gewartet mein Liebling.
Lisa öffnet das Negligé und läßt es zu Boden gleiten.
Schnitt
Küche
Innen/Tag
Eine ältere Frau sitzt unter der Trockenhaube. PIEPSTON. Hans nimmt die Trockenhaube ab und reicht ihr einen Spiegel. Perfekte gestylte Fönfrisur.
ältere Frau
Sie sind phantastisch, wenn ich meinen Freundinnen erst von ihnen erzählt habe.
Schnitt
Ein Mann mit Glatze sitzt auf dem Friseurstuhl. Hans legt ein Rasiermesser weg.
Mann mit Glatze
Wieso soll ich denn noch unter diese Trockenhaube?
Hans
Glauben sie mir, das tut ihrer Kopfhaut gut.
Hans setzt dem Mann mit Glatze die Trockenhaube auf.
Schnitt
Ein JUNGER KRÄFTIGER Mann sitzt unter der Trockenhaube. Lisa kommt in die Küche.
Lisa
Hans, Geliebter es sind so viele, im Flur ist schon kein Platz mehr.
Hans
Alle kommen dran, wenn nicht heute dann morgen und vergiß nicht dir von jedem die Adresse aufzuschreiben.
Schnitt
Ein adretter ältereR Mann im Anzug betritt die Küche.
adretter ältereR Mann
Guten Tag mein Name ist Cash. Meine Firma ist eine der größten Ausstatter von Friseursalons. Ich habe schon einiges über ihr Können und ihre neuartige Trockenhaube gehört. Wenn sie für mich arbeiten würden, können wir, wer weiß nicht alles erreichen.
Hans überlegt kurz.
Hans
Mister Cash, daß ist eine interessante Idee. Ich werde mir darüber Gedanken machen, während ich ihnen eine neue Frisur mache.
Cash
Oh nein, vielen Dank. Ich bin ganz zufrieden mit meinen Haaren.
Hans
Mister Cash, ich weiß was ich tue. Sie sollten das Produkt kennen, was sie dann auf die Menschheit loslassen wollen.
Cash
Einverstanden, aber beeilen sie sich bitte, ich habe wenig Zeit.
Cash setzt sich und Hans setzt Cash ihm die Trockenhaube auf. Während die Haube läuft, überlegt Hans in sich versunken. Nach wenigen Sekunden piepst die Haube und Cash hat, wie alle anderen, eine perfekte Fönfrisur und sitzt hörig auf dem Stuhl.
Hans
Unter meiner Leitung, wird die Trockenhaube in die Serienproduktion gehen. Dazu habe ich schon viele willige Helfer. In jedem Friseursalon, jeder öffentlichen Einrichtung, in Ämtern und eigentlich überall werden wir sie aufstellen. Wer sich nicht freiwillig unter meine Trockenhaube setzt, den werden wir dazu zwingen.
Cash nickt.
Cash
Jawohl Herr.
Hans
Ach und Cash, in Zukunft sprich mich bitte mit euer durchlauchtes Genie an.
Abblende
Aufblende
Himmel
Gabriel
Sieh es dir an Herr, die Menschen verlieren ihren Glauben an euch. Fast niemand betet euch mehr an, ganz im Gegenteil, Hans nimmt euren Platz unter den Sterblichen ein. Er hat sie in seiner Gewalt, bestimmt ihr Handeln und Denken und die Wenigen, die sich noch an euch wenden, werden nicht erhört.
Stimme von Gott
Ich habe mir schon lange überlegt, ob ich die Menschheit wieder einmal bestrafen sollte, um mich in Erinnerung zu rufen.
Gabriel
Warum wollt ihr sie bestrafen, die meisten können nichts dafür, ihr müßt ihnen helfen.
Stimme von Gott
Gabriel, du willst mir sagen was ich tun soll?
Gabriel
Vergebt mir Herr, ich wollte euch nicht verstimmen.
Stimme von Gott
Da dir anscheinend so viel an den Menschen liegt, werde ich dich mit einer Aufgabe betrauen.
Gabriel
Was immer ihr verlangt Herr.
Stimme von Gott
Du wirst dich auf die Erde begeben in einem Körper aus Fleisch und Blut und der Tyrannei von Hans ein Ende bereiten. Du wirst meine Worte verkünden und den Menschen wieder Gottes Weg zeigen.
Gabriel starrt geschockt ins Leere.
Gabriel
Aber wie?
Stimme von Gott
Gabriel, ich gebe dir diese Möglichkeit die Menschheit zu retten. Von deinem Erfolg wird es abhängen, was mit ihnen geschieht. Führe sie wieder auf den rechten Weg, oder ich werde mein fehlgeschlagenes Experiment zerstören. Und sorge dich nicht wegen deiner irdischen Form, denn du wirst übermenschliche Fähigkeiten besitzen. Da auch du einst ein Mensch warst wirst du dich sehr schnell wieder zurechtfinden. Die Gesetzmäßigkeiten des Lebens verlernt man nicht.
Gabriel
Dein Wille geschehe.
Schnitt
Farm
Aussen/Tag
Gabriel liegt, bekleidet mit einem langen weißen Hemd, auf der Erde vor einem Bauernhof. Er wacht auf und ist verwirrt. Langsam erinnert er sich. Unter Schmerzen steht er auf und sieht sich um. Er regt und streckt sich. Gabriel läuft auf eine Scheune zu, aus der eine Stimme tönt. Während die Stimme zu hören ist, sieht man das Bild einer brennenden Kerze, welches weiter wandert zu einem Kruzifix an der Wand bis zu einem Plakat, auf dem ein Priester (Peter) zu sehen ist, mit der Aufschrift: „Gott will Dich“.
Stimme
(......Predigt....(vom Band))
Kamera bleibt beim Priester stehen, welcher einen Kassettenrecorder ausschaltet.
Priester
Amen.
Gabriel schaut vorsichtig durch das leicht geöffnete Scheunentor. Er sieht einen Mann im Priestergewand, der völlig betrunken und ungepflegt vor einigen herumlaufenden Schweinen, Gänsen und Hühnern eine Predigt abhält.
Priester
Gesegnet seist Du und du.....und du auch....und natürlich du meine Süße. So, wer noch was zu beichten hat, der kann jetzt noch zu mir kommen.
Der Priester stolpert auf ein Schwein zu.
Priester
Na Purzel, was ist mit dir? Du siehst so aus, als hättest du mir einiges zu beichten.
Das Schwein fängt ängstlich an zu quieken, als der Priester sich über es beugt, und rennt schnell weg. Der Priester hält kurz inne, zieht dann unter seinem Priestergewand ein Gewehr hervor und richtet es auf Gabriel.
Priester
Was willst du hier?
Gabriel
Mein Name ist Gabriel. Der Herr schickt mich. Er hat uns Beide erwählt, die Welt zu retten.
Priester nimmt das Gewehr runter.
Priester
Ha ha haaaaa, oh Mann, du mußt ja ein größeres Drogenproblem haben als ich. Aber warte....
Der Priester zielt mit dem Gewehr wieder auf Gabriel.
Priester
Ich will für dich nicht hoffen, daß du mit deinem Herrn Hans den Tyrann meinst.
Gabriel schüttelt mit dem Kopf und deutet mit dem Zeigefinger nach oben.
Gabriel
Nein. Unsern aller Herr, Gott der Allmächtige.
Der Priester wendet sich von Gabriel ab.
Priester
Los verzieh dich wieder.
Gabriel
Ich kann in dich hineinsehen, es ist kein Zufall, daß du auserwählt wurdest um mir zu helfen. Lass es mich beweisen.
Der Priester zögert und nimmt einen kräftigen Schluck aus der Flasche.
Priester
Aha und wie willst du das anstellen.
Gabriel
Indem ich dir Dinge erzähle, die niemand außer dir wissen kann. Du wirst sehen, ich spreche die Wahrheit.
Gabriel geht auf den Priester zu.
Priester
Aber schön vorsichtig, komm mir nur nicht so nah..
Gabriel
Wovor hast du Angst, keine Sorge, ich bin ein Engel, ich verabscheue Gewalt.
Der Priester streichelt sein Gewehr und richtet es auf Gabriel. Dieser schließt die Augen.
Gabriel
Du bist gut behütet in einer Familie Gottes aufgewachsen und als du dich entschieden hast ein Leben für den Herrn zu führen, waren deine Eltern ungemein stolz auf dich. Sie gaben ihr ganzes Geld für deine Ausbildung aus und du fühltest eine Verpflichtung ihnen gegenüber ein guter Priester zu werden. Nach deiner Ausbildung wurdest du als Missionar in ein weit entferntes Land geschickt und lerntest dort von den Einheimischen, wie man als Selbstversorger überlebt. Doch dann trat eine Frau in dein Leben.
Gabriel öffnet die Augen und schaut konzentriert den Priester an, der apathisch vor sich hin starrt.
Gabriel
Ihr verliebtet euch ineinander und du kamst in den Konflikt zwischen deiner Liebe zu ihr und zu deinem Gott. Du mußtest dich entscheiden, aber du konntest es nicht.
Gabriel geht näher an den Priester heran.
Gabriel
Es kam heraus und du wurdest zurückbeordert. Aber eure Liebe war stark und sie wollte bei dir sein.
Gabriel hält inne und macht eine Pause, der Priester hat Tränen im Gesicht und starrt verbittert Gabriel an.
Gabriel
Das Flugzeug mit dem sie zu dir kommen wollte stürzte ab, sie starb und du gibst dir die Schuld dafür.
Peter wendet sich von Gabriel abrupt ab.
Peter
Genug, verschwinde und lass mich in Ruhe. Ich weiß nicht wie du das gemacht hast, aber dadurch bin ich noch lange nicht überzeugt, daß du ein Engel bist.
Gabriel dreht den Priester zu sich hin und schaut ihn in die Augen, Gabriels Augen leuchten in einem strahlendem intensiven gelb.
Gabriel
Glaube mir. Glaube endlich wieder mit ganzem Herzen.
Peter fällt halb ohnmächtig zwei Schritte zurück und nimmt mit weit aufgerissenen Augen einen großen Schluck.
Peter
Du lieber Himmel, jetzt glaube ich dir. Ich werde dir helfen, Gabriel richtig? Ich helfe dir, bei allem, was du tun willst. Mein Name ist übrigens Peter.
Peter reicht Gabriel die Hand, aber dieser weiß nichts damit anzufangen und Peter zieht sie wieder zurück.
Gabriel
Ich weiß.
Peter
O.K., dann lass uns diese Tiere taufen und sie der Obhut Gottes übergeben und dann bereden wir alles.
Gabriel
Dafür haben wir keine Zeit.
Peter
(ernst)
Oh doch, dafür muß Zeit sein, sie sind alles was ich noch habe.
Schnitt
Wohnstube
Innen/Abend
Priester und Gabriel betreten die Wohnstube. Ein großer Raum mit einer Couch, einem großen runden Tisch mit Stühlen darum und einigen Schränken und Kommoden.
Peter
Fühl dich wie zu hause.
Gabriel setzt sich an den runden Tisch. Peter schwankt zu einem großen Glasschrank und verstaut in diesem sein Gewehr neben allerhand anderen Waffen. Peter schaut Gabriel an.
Peter
Ist so eine Art Hobby von mir.
Peter holt aus einem anderen Schrank eine Flasche selbst gebrannten Schnaps, 2 Gläser und setzt sich zu Gabriel.
Peter
So, jetzt erzähl mal, was du vor hast.
Peter gießt beide Gläser voll.
Gabriel
Ehrlich gesagt, weiß ich das noch gar nicht. Was weißt du über Hans?
Peter nimmt einen kräftigen Schluck, verzieht kurz das Gesicht und seufzt dann zufrieden auf.
Peter
Ich weiß nur, daß jeder der unter eine seiner Trockenhauben geht, nicht mehr der ist, der er vorher war. Ich glaube das ist so eine Art Gehirnwäsche, denn danach lieben alle Hans und würden für den Bastard alles tun. Wir sollten morgen unbedingt mal in die Stadt fahren, da wirst du sehen wie weit es mit der Menschheit gekommen ist. Was ist los, trink.
Gabriel nimmt das Glas auf, riecht daran und verzieht sein Gesicht.
Gabriel
Was ist das?
Peter
Nur etwas um das Eis zu brechen.
Peter signalisiert mit einer Handbewegung, daß Gabriel sein Glas austrinken soll. Gabriel holt tief Luft und trinkt mit einem Zug das ganze Glas leer. Mit weit aufgerissenen Augen bleibt er regungslos sitzen und kippt dann nach hinten um.
Peter
Pha, der soll ein Bote Gottes sein.
Peter beugt sich über Gabriel. Gabriel kommt wieder zu sich.
Peter
Oh, ich hatte schon Angst um dich. Tja, mein Schnaps haut Pferde um. Das weiß ich aus erster Hand.
Gabriel
(panisch)
Hilfe, ich sehe nichts mehr! Ich bin blind!
Peter
Ganz ruhig, daß vergeht wieder. Außerdem, hat nicht irgendwann ein weiser Mann gesagt, man sieht nur mit dem Herzen gut?
Gabriel
Als er das gesagt hat, hat er mit Sicherheit vorher nicht so etwas getrunken. Ooohhh mir geht’s nicht gut.
Peter stützt unbeholfen Gabriel, der versucht aufzustehen. Gabriel torkelt im Zimmer umher und wirft dabei eine Vase um. Gabriel läßt sich auf die Couch fallen und bleibt liegen. Peter schaut aus dem Fenster.
Peter
Weißt du, ich habe nicht einmal ein Bild von ihr. Ich habe mich immer gefragt, ob er sie mir genommen hat, weil mein Herz nicht mehr ganz ihm gehörte. Es gab Tage, da zweifelte ich richtig, ob ich noch an was glauben kann, vielleicht ist es wirklich vorherbestimmt, daß du ausgerechnet zu mir geschickt wurdest.
Peter dreht sich um und sieht Gabriel schlafend auf der Couch liegen.
Peter
Das wird wohl im Moment das Beste sein.
Schnitt
Wohnstube
Innen/Morgen
Gabriel wacht genauso auf, wie er am vergangenen Abend eingeschlafen ist. Peter kommt mit einer Pfanne mit fertigen Spiegeleiern in den Raum.
Peter
Du hast einen ziemlich festen Schlaf. Ich konnte in meinem ganzen Leben noch nie so lange in der gleichen Lage schlafen, egal wieviel ich getrunken hatte.
Peter nimmt die Eier mit dem entsprechenden Küchenwerkzeug aus der Pfanne und legt jeden 2 auf die schon auf dem Tisch stehenden Teller. Auf dem Tisch stehen ebenfalls noch 2 Gläser, Messer und Gabeln, Milch und einige getoastete Brotscheiben.
Gabriel
Ohhh mein Kopf tut weh.
Peter
Das ist ganz normal.
Gabriel
Aber wenigstens kann ich wieder sehen. Dafür drückt mir irgendwas im Bauch.
Peter
Sicherlich der Hunger, komm setz dich und iß. Wir werden in die Stadt fahren, damit du dir ein Bild von der Situation machen kannst.
Peter und Gabriel setzen sich an den Tisch und essen.
Schnitt
Farm
Aussen/Morgen
Peter und Gabriel kommen zur Haustür heraus. Gabriel hat neue Sachen an. Ein dunkles Hemd und eine blaue Jeans mit schwarzen Schuhen. Peter steht in seinem Priestergewand daneben.
Gabriel
Das hat sehr gut getan.
Peter
Ja ja, meine Spiegeleier bringen noch jeden wieder auf die Beine.
Gabriel
Danke für die Sachen.
Peter
Keine Ursache, sie sind mir bis auf die Schuhe eh zu groß.
Gabriel
Wie weit ist es bis in die Stadt?
Peter
So etwa 20 Kilometer. Aber keine Sorge, die alte Betty bringt uns im Handumdrehen dorthin.
Gabriel schaut verwirrt Peter hinterher, der zur Scheune läuft. Er macht die beiden Scheunentore weit auf und verschwindet im Dunkeln. Kurz danach hört Gabriel ein lautes und widerwillig klingendes MOTORENGERÄUSCH. Peter kommt mit einem alten blauen VW Bus herausgefahren und zieht eine große schwarze Rußschicht hinter sich her.
Peter
Komm steig ein, die gute alte Betty beißt nicht.
Gabriel geht zur Beifahrerseite schaut sich kurz die Tür und den Griff an, öffnet sie schließlich und steigt ein. Peter schaut ihn lächelnd an und sie fahren los.
Abblende
Aufblende
Marktplatz
Aussen/Tag
Gabriel und Peter laufen den Marktplatz entlang.
Peter
Nun schau dir an, was hier passiert ist.
An jeder Ecke des Platzes stehen Polizisten in schwarzer Uniform und beobachten die Menschen. Hin und wieder wird jemand der verdächtig aussieht aus der Menge gezogen und in ein großes nahestehendes Gebäude geschleppt. Am Rathaus hängt eine riesige Leinwand, auf der Hans zu sehen ist und neue Gesetze erläßt. Diese werden in einer Endlosschleife wiederholt. „BEFOLGE MEINE BEFEHLE“, „KAUFE WAS ICH DIR SAGE“, „BETE MICH AN“, „VERRATE DEINEN NÄCHSTEN; WENN ER MIR NICHT FOLGT“ u.s.w.
Peter
Nun sag mir, was du dagegen tun willst. So wie hier ist es überall.
Gabriel ist sprachlos vor Entsetzen.
Peter
Ich möchte nicht wissen, wie viele von den ganzen Menschen hier, nicht schon unter so einer verfluchten Trockenhaube saßen.
Gabriel
Es sind nicht viele, ich kann sie erkennen.
Gabriel sieht die wenigen verängstigten Menschen, die versuchen unerkannt zu bleiben, indem sie sich eine gestylte Frisur gemacht haben. In den Augen der anderen, den Hansuntertanen, erkennt Gabriel nur völlige Leere. 2 Polizisten kommen ihnen entgegen. Gabriel und Peter schauen auf den Boden und laufen teilnahmslos an ihnen vorbei.
Peter
Laß uns schnell noch etwas einkaufen und dann von hier verschwinden.
Gabriel nickt. Sie gehen auf einen Bäckerwagen zu, der in der Mitte des Marktes steht.
Peter
Ich hätte gern ein Brot.
Bäcker
Aber gern. Vor allem da unser Brot jetzt immer mit Salz gebacken wird, ganz wie es unser Herr wünscht. Es wird ihnen sehr gut schmecken.
Peter
(erschrocken)
Mit Salz??!! Aber dann ist es ja ungenießbar. Was soll ich denn mit einem Brot anfangen, das ich sofort wieder ausspucken muß.
Bäcker
Unser Herr hat in seiner unendlichen Weisheit seine Gründe dafür. Nehmen sie nun ein Brot, oder gehen sie.
Peter
Wissen sie, wo sie sich ihr scheiß Salzbrot hin stecken können? Ich will ein ganz normales Brot verdammt noch mal.
Der Bäcker wird nervös und winkt von Peter unbemerkt einigen Polizisten zu, die sich daraufhin auch in Bewegung setzen. Einige Passanten bleiben stehen und schauen haßerfüllt Peter an. Gabriel blickt nervös um sich und versucht vergeblich Peter zu beschwichtigen.
Gabriel
Ist ja gut, du machst zuviel Lärm.
Peter
(aufgebracht)
Das ist mir egal, ich möchte mal wissen, was an einem normalen Brot so gefährlich ist. Wieso will mir dieser Idiot keins verkaufen.
Gabriel
Laß uns bitte sofort weitergehen.
Gabriel zieht den aufgebrachten Peter an seiner Priesterkutte und hebt die Hand Richtung Bäcker.
Gabriel
Nichts für ungut.
Gabriel und Peter gehen ein paar Schritte als sie merken, daß von allen Seiten her Polizisten auf sie einströmen. Schließlich sind sie eingekreist.
Polizist
Kommen sie bitte mit uns.
Gabriel und Peter werden von mehreren Polizisten an den Armen gepackt und in ein nahestehendes Gebäude gebracht.
Schnitt
Warteraum
Innen/Tag
Gabriel und Peter werden in einen Warteraum gebracht, in dem sich etwa 12 Personen befinden, davon 4 bewaffnete Wachen. Die 8 anderen sitzen stumm, die einen reaktionslos, die anderen ängstlich auf einer Reihe von Stühlen. Gabriel und Peter müssen sich ebenfalls in diese Reihe setzen. Die Polizisten verlassen den Raum wieder. Nun geht die Tür zum angrenzenden Zimmer auf und 2 weitere Wachen kommen in den Raum. Sie schnappen sich den ersten in der Reihe, der unter massiven Widerstand und SCHREIEN in das andere Zimmer geführt wird. Nervös schauen sich Gabriel und Peter an.
Peter
(leise)
Das war es dann wohl schon.
In dem Moment geht die Eingangstür zum Warteraum wieder auf. 2 Polizisten kommen in den Raum und zeigen auf Gabriel.
Polizist
Du, steh auf.
Gabriel schaut unwillig.
Polizist
Mit dir hat unser Herr etwas anderes vor.
Sie packen Gabriel, der noch einmal den ahnungslosen und verblüfften Peter anschaut und führen ihn in den Flur.
Gabriel
Was wollt ihr von mir, wo bringt ihr mich hin?
Flur
Innen/Tag
Gabriel läßt sich ein paar Meter mitführen. Dann reißt er sich los und stößt die Polizisten mit den Köpfen zusammen. Diese fallen daraufhin um und bleiben liegen. Gabriel sieht sich unentschlossen um. Ein Stück weiter neben ihm steht ein Besen. Gabriel betrachtet diesen. Er zieht mit seiner Kraft den Besenstiel aus der Halterung. Er schließt die Augen und atmet einmal tief ein und aus. Seine rechte Hand umklammert nun deutlich angespannt den Besenstiel und entschlossen rennt er wieder zurück zum Warteraum.
Warteraum
Innen/Tag
Gespannte Ruhe, ausdruckslose Gesichter. Peter sitzt gerade auf seinem Stuhl und starrt nachdenklich ins Leere. Plötzlich wird die Tür mit unheimlicher Kraft aus den Angeln gestoßen. Die dahinterstehende Wache wird mit der ganzen Tür nach vorn geschleudert und fällt bewußtlos auf 2 seiner Kollegen, die weiter hinten im Raum am Fenster postiert waren. Sie rühren sich danach ebenfalls nicht mehr. Gabriel steht im Raum und reagiert blitzschnell und ohne jegliche Gesichtsregung auf die letzte im Raum links neben ihm stehende Wache, indem er ihm seinen Besenstiel in den Magen rammt. STÖHNEND krümmt sich die Wache und Gabriel zieht seinen Besenstiel nach oben, so daß die Wache am Kinn getroffen wird und nach hinten bewußtlos zusammenbricht. Ruhe. Die anwesenden anderen schauen Gabriel mit aufgerissenen Augen an. Gabriels Anspannung verschwindet. Er realisiert das Geschehen, atmet schnell und ist wieder sehr unruhig.
Gabriel
Noch seit ihr frei, bringt euch in Sicherheit.
Peter, ein Mann und eine Frau springen auf und rennen mit Gabriel den Flur Richtung Ausgang entlang. Totenstille im Warteraum. Nur das TICKEN der Uhr über der Tür zum „Verhörraum“ ist zu hören. Keine Regung bei den übriggebliebenen. Plötzlich öffnet sich die Tür zum Verhörraum und ein Mann mit frischer und perfekter Fönfrisur kommt heraus. Er bleibt stehen, schaut sich im Raum um, sieht die zerstörte Eingangstür, die vier bewußtlosen Wachen und die ihn anschauenden übriggebliebenen „Kandidaten“.
Fönfrisurmann
(schreit)
Alarm.
Daraufhin ertönt ein schrilles sich ständig wiederholendes Alarmsignal.
Straße
Aussen/Tag
Die vier rennen die Straße hinunter zum VW Bus vom Peter. Gabriel vorn, ohne Anzeichen von Anstrengung, gefolgt von Peter der sehr abgehetzt ist und mit einem größeren Abstand hinter ihnen die beiden anderen. Gabriel und Peter kommen am Auto an.
Peter
(außer Atem)
Nur gut...., daß wir nicht soweit weg......, geparkt haben.
Gabriel reagiert nicht, sondern schaut besorgt zu den beiden Nachzüglern.
Gabriel
(ranwinkend)
Schneller, beeilt euch.
Die Verfolger waren schon zu sehen. Peter steigt ins Auto und macht den Motor an. Vollkommen außer Atem springen die beiden durch die geöffnete Schiebetür an der Seite des Wagens und im gleichen Moment steigt auch Gabriel an der Beifahrertür ein. Mit QUITSCHENDEN Reifen fahren sie rasant los. Die 6 Verfolger, die bis auf 30 Meter herangekommen sind bleiben stehen und schießen auf das davonfahrende Auto, ohne etwas zu treffen. Wütend stecken sie ihre Pistolen weg, als das Auto unerreichbar ist.
Auto
Innen/Tag
Frau
(noch abgehetzt, aber erleichtert)
Danke. Wir dachten schon jetzt ist alles aus. Mein Name ist Angela, das ist Simon.
Simon
Wie hast du das vorhin mit den Wachen gemacht?
Gabriel, der schon die ganze Zeit halbherumgedreht auf dem Beifahrersitz sitzt, schaut die beiden mit einem ruheausstrahlenden Gesichtsausdruck an. Sie fahren auf eine kaum befahrene Straße außerhalb des Ortes. An den Straßenseiten stehen in regelmäßigen Abständen Bäume und große Plakate von Hans, dahinter erstrecken sich Felder.
Gabriel
Das ist Peter der Priester und ich bin Gabriel, ein Engel.
Peter
Hi.
Simon schaut erst verblüfft Angela an und fängt dann an zu lachen.
Simon
Ja, unser Rettungsengel.
Simon reicht Gabriel die Hand.
Simon
Wie auch immer, vielen Dank.
Gabriel reicht Simon auch seine Hand. Bei der Berührung spannt sich Simon`s Körper an. Verblüfft schaut er Gabriel in die Augen und schweigt. Gabriel läßt die Hand von Simon los. Dieser sackt stumm zurück in seinen Sitz. Angela sieht Gabriel überrascht und schüchtern an.
Peter
Weißt du was mir noch Sorgen macht?
Gabriel schaut ihn an.
Peter
Wieso wollten dich die 2 Bullen vorhin zu ihren Herrn bringen? Und was bedeutet, mit dir hat er was anderes vor?
Gabriel
Ich weiß es nicht.
Angela
Wo fahren wir hin?
Gabriel
An einen Ort, an dem wir sicher sind.
Angela wendet ihren Blick nicht von Gabriel ab, fasziniert und verliebt beobachtet sie ihn die ganze Zeit. Simon bemerkt dies und schaut dem Geschehen traurig und unsicher zu.
Peter
(sich Schweiß von der Stirn wischend)
Ich weiß nicht wie es Euch geht, aber ich denke, wir haben uns jetzt erst einmal ein wenig Entspannung verdient.
Peter öffnet das Handschuhfach und überreicht Gabriel ein kleines Kästchen.
Gabriel
(verdutzt)
Was soll ich damit?
Peter schaut lächelnd Gabriel an.
Peter
Aufmachen.
Gabriel öffnet das kleine Kästchen und sieht im Inneren mehrere gedrehte Joints. Er nimmt sich einen heraus und riecht daran. Angewidert verzieht er sein Gesicht und legt ihn zurück ins Kästchen.
Gabriel
Was ist das?
Peter lächelt immer noch.
Peter
Das ist meine Art, unsere Rettung zu feiern und mich bei Dir zu bedanken.
Simon und Angela beugen sich neugierig nach vorn. Peter greift in das Kästchen, holt einen Joint heraus, zündet ihn sich an und nimmt einen tiefen Zug. Gabriel schaut staunend zu. Mit einem zufriedenen und entspannten Gesichtsausdruck reicht er den Joint an Gabriel weiter.
Peter
Mach es mir einfach nach und genieß das Gefühl.
Gabriel führt den Joint skeptisch zu seinem Mund und zieht daran. Sofort darauf fängt er fürchterlich an zu husten. Simon, Angela und Priester lachen dezent. Peter klopft Gabriel mit seiner rechten Hand auf die Schulter.
Peter
So ist das beim ersten mal.
Gabriel hustet immer noch.
Gabriel
Das ist ja noch schlimmer, als das was Du mir gestern zu trinken gegeben hast.
Peter
Versuch es noch mal. Das ist der Weg ins Paradies.
Gabriel
Ich war schon dort, und ich denke, du hast falsche Vorstellungen, wie es dort ist.
Gabriel nimmt einen weiteren Zug, danach noch einen und noch viele andere. Seine Gesichtszüge wirken immer friedlicher und abwesender.
Abblende
Aufblende
Farm
Aussen/Tag
Der Wagen hält vor der Farm. Einige Hühner laufen gackernd herum. Peter steigt aus, geht zur Beifahrertür und holt Gabriel heraus, der völlig benommen sich ohne Hilfe nicht mehr bewegt. Simon und Angela steigen durch die Schiebetür auch aus. Simon hilft Peter Gabriel zu stützen und alle 4 betreten das Haus.
Simon
Ihn hat es ganz schön entschärft.
Peter
Ja ja, das ist bei ihm ein Dauerzustand.
Wohnstube
Innen/Tag
Vorsichtig legen sie Gabriel auf ein Sofa, welches im hinteren Ende der Wohnstube steht. Peter beugt sich über Gabriel.
Peter
(leise)
Nun weißt Du, daß wir Menschen für kurze Zeit auch manchmal fliegen können.
Schnitt
Wohnstube
Innen/Abend
Stunden später kommt Gabriel wieder zu sich. Bleich und mit verzerrtem Gesicht streicht er über seinen Kopf und hält sich die Stirn. In der Mitte des Raumes, an dem runden Tisch, sitzen die 3 anderen. Peter sitzt gekrümmt und sein Kopf liegt in seinen Händen.
Gabriel
Was ist los?
Peter schaut hoch. Zögernd steht er auf, nimmt seinen Stuhl und geht langsam zu Gabriel. Gabriel richtet sich unter Anstrengungen auf. Peter setzt sich mit seinem Stuhl direkt vor ihm. Gabriel schaut ihn mit erwartungsvollen Augen an.
Peter
Unsere 2 neuen Freunde haben bis zu ihrer Entdeckung auf dem Anwesen von Hans gearbeitet. Ironischerweise haben sie defekte Trockenhauben repariert. Sie suchten nach einer Möglichkeit, wie man den Effekt, den diese Dinger erzielen, rückgängig machen kann. Da sie aber in keinster Weise auffallen durften, sind sie nicht sonderlich weit vorangekommen. Hans tobte wohl ständig, weil es immer noch soviel Widerstand auf der Welt gegen ihn gibt, und er nicht weiß, wie er alle, bis auf den letzten Menschen kontrollieren soll. Irgendwann sahen sie ihn einige Wochen nicht mehr. Dann wurden alle zusammengerufen. Ihnen wurde erzählt, daß sie nun keine Trockenhauben mehr reparieren mußten, sondern an einem großen Sender arbeiten sollen, der die Trockenhauben überflüssig macht. Dieser Sender ist so eine Art Riesentrockenhaube. Sobald er angeschalten wird, sind wir alle Hans ’s Untergebene. Simon und Angela versuchten den halbfertigen Sender zu sabotieren, wurden allerdings dabei ertappt und den Rest kennst du ja. Das Allerbeste kommt allerdings noch. Morgen 0 Uhr soll der Sender in Betrieb genommen werden, dann dauert es nur noch 5 Minuten und die ganze Welt liegt Hans zu Füßen.
Gabriel
Also müssen wir diesen Sender finden und zerstören.
Peter schüttelt mit dem Kopf.
Peter
So einfach ist das nicht. Laut den beiden steht der Sender auf dem Anwesen von Hans und dieses ist eine Festung, welche wiederum von einer regelrechten Privatarmee bewacht wird. Alles treue Trockenhaubenbenutzer, die ohne Gedanken sich für Hans opfern würden. Außerdem ist Hans wohl ein großer Fan von Genexperimenten. Er züchtet so eine Art neue Spezies. Manchmal wenn Simon und Angela Spätdienst hatten, hörten sie die unmenschlichsten Laute. Selbst wenn wir davon ausgehen, es irgendwie zu schaffen den Sender zu zerstören, kann Hans jederzeit einen Neuen bauen.
Gabriel starrt lange an Peter vorbei ins Leere.
Gabriel
Ich bin von meinem Herren geschickt worden, um den Menschen die Freiheit und den Glauben wieder zu bringen. Ich werde ihn nicht enttäuschen. Ich werde Hans stoppen.
Simon dreht sich kopfschüttelnd auf seinem Stuhl um. Gabriel steht auf und spricht zu allen.
Gabriel
Überlegt euch, ob ihr mich begleiten wollt. Ich bin niemandem Böse, der es ablehnt mitzukommen.
Peter steht nun auch auf.
Peter
Ich werde dich begleiten. Schließlich will ich dir nicht den ganzen Ruhm, die Menschheit gerettet zu haben, allein überlassen.
Gabriel lächelt und schaut Priester dankbar an. RÄUSPERN von der Richtung des Tisches aus.
Angela
Ich komme auch mit, ich habe nichts mehr zu verlieren.
Erschrocken dreht sich Simon wieder um und starrt fassungslos auf Angela. Gabriel schaut sie mit einem Lächeln an, woraufhin sie erfreut und verlegen nach unten schaut. Simon aufbrausend.
Simon
Ich helfe auch mit die Welt zu retten.
Triumphierend und kerzengerade auf seinen Stuhl sitzend blickt er zu Angela. Diese erwiedert aber seine Blicke nicht, sondern sieht nach wie vor zu Gabriel.
Gabriel
Danke. Überlegen wir nun, wie wir hineinkommen, der Rest wird sich ergeben.
Angela
Wirklich stark bewacht ist nur der Bereich des Senders und das ist ein sehr großes Gelände. Wir müssen uns auf Hans konzentrieren. Er ist der Ausgangspunkt dieses ganzen Elends. Wenn unsere Ausweise noch nicht gesperrt sind, kommen wir ganz normal zu unserer Schicht durch die Vordertür zu Hans´s Residenz.
Peter
Wann beginnt eure Schicht immer normalerweise?
Angela
23 Uhr, wenn wir reinkommen.
Peter
Und wenn nicht?
Simon
Dann wird das ein sehr kurzer Einsatz.
Gabriel
Wir werden ein anderes Auto brauchen, wenn wir nicht sofort auffallen wollen. Leider kennen sie jetzt Peters Bus schon.
Angela
Wir haben Freunde, die werden uns helfen. Gleich morgen früh werden wir per Anhalter in die Stadt fahren und eins besorgen, nicht wahr Simon?
Simon nickt stumm.
Simon
(leise)
Na klasse.
Gabriel
Also gut, wir sollten jetzt schlafen, morgen wird unser entscheidender Tag sein.
Abblende
Aufblende
Flur
Innen/Tag
Nächster Tag. Peter nimmt jede Menge Waffen aus dem Waffenschrank.
Farm
Aussen/Tag
Simon und Angela fahren gerade mit einem gebrauchten Mittelklassewagen mit getönten Scheiben vor und steigen aus. Gabriel kommt ihnen entgegen.
Simon
Das war das Beste was wir kriegen konnten. Ich gehe zu Peter und helfe ihm.
Angela
Gabriel, wollen wir ein Stück laufen?
Gabriel
Gern.
Gabriel und Angela schlendern über den Hof.
Angela
Wenn wir das alles unbeschadet hinter uns bringen sollten, was wirst du dann machen.
Gabriel
Ich weiß es nicht, was immer mein Herr für mich bestimmt hat.
Angela
Glaubst du das die Möglichkeit besteht, daß du hier bleibst?
Gabriel
Vielleicht, alles ist möglich.
Angela lächelt.
Schnitt
Farm
Aussen/Abend
Gabriel und Peter verstauen die Waffen im Kofferraum, Angela steigt auf der Fahrerseite, Simon auf der Beifahrerseite und Gabriel und Peter steigen hinten ein. Sie fahren los.
Abblende
Aufblende
Wachhaus
Aussen/Abend
Ankunft vor dem Besitz von Hans. Es ist schon dunkel. Sie fahren zum Wachvorposten vor Hans´s Grundstück. Im Wachhaus sitzen 2 Wachen, eine Schranke versperrt den Weg auf das Grundstück. Sie fahren heran und bleiben stehen. Gabriel und Peter ducken sich auf der Rückbank. Wache1 kommt kaugummikauend aus dem Haus und geht mit einer Taschenlampe auf die Fahrerseite zu. Angela leiert die Scheibe herunter. Wache1 strahlt ihr ins Gesicht.
Wache1
Was wollt ihr?
Angela
Wir kommen zu unserer Spätschicht, um unseren Herren Hans zu dienen.
Wache1
Ausweise!
Angela und Simon geben ihre Ausweise hin. Wache1 schaut mehrmals abwechselnd auf Simon und Angela und auf die Ausweise und leuchtet dabei in die Gesichter der Beiden. Dann leuchtet er oberflächlich in das Hintere des Wagens und gibt kurz darauf die Ausweise den beiden zurück.
Wache1
Macht den Kofferraum auf, ich will sehen was drin ist.
Geschockte und nervöse Blicke bei allen Autoinsassen.
Angela
(stammelnd)
Nichts ist im Kofferraum.
Wache1
Aufmachen.
Wache2
(aus dem Wachhaus rufend)
Nun komm endlich wieder rein, unser Herr spricht im Radio.
Wache1 zögert kurz.
Wache1
Weiterfahren.
Auf einen Knopfdruck öffnet sich die Schranke und sie fahren sichtlich erleichtert lange geradeaus. Hinter einem großen Baum kurz vor einer großen alten Villa bleiben sie stehen.
vor der Villa
Aussen/Abend
Simon nickt nach vorn, Richtung Villa.
Simon
Dort wohnt Hans.
Peter
War das alles bis hierher nicht ein wenig zu einfach?
Keiner antwortet. Sie steigen aus, öffnen den Kofferraum und jeder verstaut ein Messer und 2 Pistolen in seinen Kleidern. Zusätzlich nimmt jeder ein Gewehr in die Hand. Sie gehen im Schutz der Nacht vorsichtig auf die Villa zu. Sie schauen sich ständig nach allen Seiten um, aber niemand ist zu sehen. Vor dem Eingang ist eine spärlich strahlende Lampe. Stille, nichts ist zu hören. Gabriel schaut auf Peters Uhr.
Gabriel
Es ist jetzt 23 Uhr, wir haben eine Stunde um Hans zu finden.
Langsam und vorsichtig gehen sie eine Treppe aus Stein Stufe für Stufe nach oben. Gabriel öffnet die Eingangstür.
Hans`s Villa Empfangsraum
Innen/Abend
Sie betreten alle eine große, gut beleuchtete Halle. Auch hier ist niemand. Sie laufen neugierig durch den Raum. Simon tritt unachtsam auf eine lose Diele. Ein ohrenbetäubender LÄRM bricht aus.
Gabriel
(entsetzt)
Versteckt euch, schnell.
Alle rennen planlos im Raum umher. Peter versteckt sich hinter einer großen Ritterstatue. Angela und Simon rennen zu einem großen Schrank und gehen in diesen. Gabriel findet kein Versteck und schaut sich immer noch wie wild um. Wachenlärm ist zu hören. Gabriel schließt die Augen.
Schnitt
4 schwerbewaffnete Wachmänner stürmen eine Treppe hinunter in die Halle und sehen sich oberflächlich um ohne etwas zu entdecken. Gabriel schwebt waagerecht dicht unter der Decke.
Wachmann1
(verärgert)
Sicher wieder die Scheiß Katze.
Wachmann2
Kommt, zocken wir weiter.
Vor sich hinbrummend verlassen die 4 Wachmänner wieder die Halle, über die Treppe nach oben. Vorsichtig und langsam kommen alle wieder aus ihren Verstecken. Gabriel schwebt langsam und sanft von der Decke zu Boden und landet auf seinen Füßen. Staunend sehen alle Gabriel zu.
Peter
Ich bin gespannt, was Du noch so alles kannst.
Gabriel schaut Peter kurz an und dann wendet sich sein Blick Richtung Treppe.
Gabriel
Wir müssen weiter gehen.
Simon
Wohin?
Gabriel
Dahin, wo die hin sind.
Simon nickt kurz und sie laufen alle vorsichtig auf die Treppe zu. Sie bleiben kurz vor der ersten Stufe stehen, neben einer geschlossenen Tür.
Treppenaufgang
Innen/Abend
Peter
Mal sehen was dahinter ist.
Alle nehmen ihre Gewehre hoch und zielen auf die Tür. Langsam öffnet Peter diese. Nur ein Gang nach unten ist zu sehen, welcher aber völlig dunkel ist. Peter verzieht angewidert das Gesicht.
Peter
Man, ist das ein Gestank. Wir sollten doch besser die Treppe nehmen.
Peter schließt schnell, aber vorsichtig die Tür. Seine Gesichtszüge haben sich noch nicht erholt von dem Gestank. Peter schaut Angela an, die sich ein kleines Lachen nicht verkneifen kann.
Peter
Also, wenn da unten Hans wohnt, dann haben wir nichts mehr von ihm zu befürchten.
Gabriel und Angela gehen als erste einige Stufen nach oben. Peter kommt hinterher. Simon kniet auf dem Boden und bindet sich unmittelbar vor der Treppe und neben der Tür die Schnürsenkel zu. Unbemerkt öffnet sich die Tür einen Spalt. Ein schrecklich entstellter Arm ragt heraus. Der Arm packt Simon an der Schulter und zieht ihn unter seinen SCHREIEN schnell in den dunklen Gang. Die Tür schließt sich sofort.
Angela
Nein!!!
Entsetzt stehen alle starr und bleich da. Gabriel reagiert sofort, springt zur Tür und zieht mit seiner ganzen Kraft am Türbügel. Die Tür bewegt sich nicht.
Peter
Geh zur Seite.
Peter legt sein Gewehr an und schießt mehrmals auf das Türschloß, aber die Tür bekommt kein Kratzer ab. Angela resigniert, bricht zusammen und fällt taumelnd auf die unterste Treppenstufe. Den Kopf auf die Arme gestützt, weint sie.
Peter
(ängstlich, panisch)
Irgendwas stimmt hier nicht. Wenn Du die Tür schon nicht aufkriegst, wer dann? Hans hat doch keine übermenschlichen Kräfte wie Du.
Gabriel antwortet nicht und nimmt nachdenklich Angela in den Arm, die daraufhin wieder aufsteht und sich noch immer weinend, fest an Gabriel preßt. Plötzlich wieder Geräusche aus der oberen Etage.
Peter
Sie kommen!
Empfangsraum
Innen/Abend
Gabriel, Peter, Angela rennen zurück in die Halle. Gabriel und Angela legen sich hinter ein Sofa. Gabriel lädt sein Gewehr durch. Angela sitzt apathisch neben ihm. Peter wirft einen Tisch um und erwartet dort, ebenfalls das Gewehr im Anschlag, den Angriff. Die 4 Wachmänner kommen in die Halle gestürmt. Peter trifft gleich den ersten, als dieser noch nicht mal die Treppe vollständig verlassen hatte. Die anderen 3 stehen schießend im Raum, dicht nebeneinander. Viele Kugeln schlagen auf dem Sofa und dem Tisch ein. Gabriel und Peter schießen ohne Pause zurück und treffen schließlich die ohne Deckung stehenden Wachmänner, die zusammenbrechen. Ruhe. Langsam kommt Peter hinter dem Tisch vor und bewegt sich vorsichtig zu den Toten.
Peter
Ich glaube, die sind tot. Ihr könnt jetzt vorkommen.
Keine Reaktion. Verwundert dreht sich Peter um und geht zum Sofa. Gabriel hält den blutüberströmten Körper von Angela im Arm. Betroffen kniet sich Peter neben ihn.
Gabriel
Wieso? Ich kann das nicht verstehen.
Peter
So enden wir alle.
Mit einer Träne, die an seiner Wange herunterläuft, schließt Gabriel die offen stehenden Augen von Angela. Er legt ihren Körper auf den Boden und wortlos stehen Peter und Gabriel auf. Peter geht an Gabriel vorbei in Richtung Treppe. Gabriel bleibt noch kurz, den toten Körper von Angela ansehend, stehen und folgt ihm dann. Sie gehen beide die Treppe nach oben in die erste Etage.
Flur/1.Etage
Innen/Abend
Sie blicken auf einen langen leeren Flur, mit mehreren Türen an den Seiten. Langsam gehen sie zur ersten Tür rechts. Peter legt wieder sein Gewehr an und Gabriel öffnet die Tür schnell, aber leise. Peter springt mit gezogener Waffe herein. Der Raum ist leer. In der Mitte steht ein Tisch und um diesen herum 4 Stühle. Auf dem Tisch stehen ein paar halbvolle Gläser, ein Aschenbecher mit ein paar ausgedrückten Zigaretten und einige Spielkarten liegen wahllos umher.
Gabriel
Das war wohl der Aufenthaltsraum der Wächter.
Peter nickt. Sie verlassen das Zimmer wieder und gehen weiter den Flur entlang. Plötzlich bleibt Gabriel stehen.
Gabriel
Riechst du das auch?
Peter
Ich rieche nichts.
Gabriel
Doch, da ist etwas und es kommt von weiter unten.
Peter hebt seine Augenbrauen und folgt Gabriel, der sich umdreht und Richtung Treppe zurückläuft. Vor der Treppe bleiben sie stehen.
Peter
Oh nein, jetzt rieche ich es auch und es riecht genau nach dem, daß Simon weggezogen hat.
Plötzlich hören sie unmenschliche LAUTE, die immer näher kommen Sie sehen sich beide wieder ängstlich an.
Aufenthaltsraum
Innen/Abend
Sie rennen in den Aufenthaltsraum der Wachmänner, schließen die Tür und werfen den Tisch um, um dahinter wieder Deckung zu finden.
Gabriel
Ich habe keine Munition mehr in meinem Gewehr und in diesen Pistolen sind auch nicht mehr als jeweils 6 Schuß drin.
Peter
Bei mir sieht es ähnlich mies aus.
Gabriel
Irgendetwas sucht nach uns und es wird nicht mehr lange dauern, bis es uns findet.
Stille. Gabriel und Peter kauern hinter dem Tisch und halten ihren Atem an. Plötzlich zerbirst die Tür und der unermeßliche Gestank erfüllt den Raum. Vor der Tür steht ein wild schnaufendes, etwa 3 Meter großes Monster. Unerkennbar, ob es mehr Mensch oder Tier ist. Seine Haut besteht aus zerfetztem Fleisch, seine Augen funkeln grünlich, riesige Fangzähne stehen aus dem Gesicht hervor und Klauen in der Größe eines halben Beines schnappen durch den Raum. Peter kreuzigt sich und entsichert seine Waffe. Gabriel sieht einen neben ihn gefallenen großen Türsplitter. Er springt auf, greift nach den Türsplitter und rammt diesen in den Bauch des Monsters, was daraufhin zurückwankt. Nun stehen sie beide keine 3 Meter vor dem Monster und schießen darauf ein, bis die letzte Kugel aus der letzten Waffe verschossen ist. Das Monster fällt nach hinten um und liegt regungslos im Flur.
Peter
(unsicher)
Meinst Du, daß wir es erledigt haben?
Gabriel
Ich bin mir nicht sicher.
Auf einmal bewegt sich das Monster wieder und steht langsam auf.
Peter
Dann wohl eher nicht.
Gabriel zieht sein Messer, welches auf einmal entflammt und springt auf das Monster ein. Sie drehen sich auf dem Boden miteinander ringend und Gabriel sticht mehrfach zu. Das Monster gibt fürchterliche GERÄUCHE von sich. Beide bleiben aufeinander liegen, das Monster über Gabriel.
Peter
Gabriel, bist du in Ordnung?
Gabriel dreht nun langsam das Monster von sich runter, bis es neben ihm liegt. Das Monster hat das Messer, welches nun nicht mehr brennt, im Herz stecken und ist tot. Gabriel ist übersät von Wunden. Eine sehr große schmerzt ihm am Bein. Gabriel steht mühsam auf. Peter geht eilig auf ihn zu und stützt diesen.
Peter
(besorgt)
Du siehst gar nicht gut aus.
Gabriel schaut auf eine Uhr die im Flur hängt. Sie zeigt 23.30 Uhr an.
Gabriel
(mit schmerzverzerrtem Gesicht)
Es geht schon. Wir müssen weiter, alles hängt davon ab. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich habe das Gefühl wir müssen weiter nach oben.
Zusammen hinken sie zum Treppenaufgang und diesen hoch.
Peter
Übrigens toller Trick mit deinem Messer, das mußt Du mir bei Gelegenheit mal erklären.
Gabriel
Das kann ich nicht. Ich weiß nicht, wieso es entflammt ist. Auf jeden Fall war es hilfreich.
Vorraum/2.Etage
Innen/Abend
Oben angelangt ist der Treppenaufgang auch zu Ende. Sie blicken in einen großen, recht leeren Raum, an dessen Ende sich eine große geschlossene Tür befindet. Peter will zur Tür laufen, aber Gabriel hält ihn zurück.
Gabriel
Halt. Einen Moment.
Gabriels Blick geht an den Wänden entlang. Er sieht viele einzelne schwach leuchtende Punkte. Gabriel bröckelt ein wenig Putz von der Wand und zerkleinert ihn in seiner Hand. Er wirft den feinen Putz in den Raum hinein. Ein Netz aus hellroten Laserstrahlen ist zu erkennen, welche sich ab 30 cm über den Boden durch den ganzen Raum verteilen.
Gabriel
Ich passe da nicht durch.
Peter
Also bleibt es an mir hängen.
Gabriel zeigt auf die andere Seite des Raumes.
Gabriel
Siehst Du den Schalter da neben der Tür, vielleicht schaltet er das hier ja aus.
Peter
Ja vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Gabriel
Wenn Du es schaffst den zu drücken, werden wir es wissen.
Ein wenig ängstlich nickt Peter mit den Kopf.
Peter
Also dann.
Peter legt sich nach vorn auf den Boden. Langsam robbt er Meter um Meter Richtung Tür. Der Schweiß läuft ihm über das Gesicht. Gabriel sieht ihn nervös zu. An der Tür angekommen, steht Peter auf und hebt die Hände in die Höhe.
Peter
(erleichtert)
Halleluja.
Gabriel
Hinter Dir ist der Schalter. Mach schnell.
In dem Moment öffnet sich hinter Peter die Tür. Ein GROßER muskelbepackter Mann steht mit einem Schwert im Türrahmen.
Gabriel
(schreit)
Paß auf!
Peter ist unfähig zu reagieren und bekommt das Schwert in den Rücken durch seinen Körper, gestochen, so daß es vorn wieder heraustritt. Blut läuft Peter aus dem Mund. Mit letzter Kraft drückt er den Schalter. Die Laser deaktivieren sich. Peter fällt nach vorn um und ist tot. Der große muskelbepackte Mann zieht arrogant lächelnd das Schert aus Peter und rennt auf Gabriel zu. Gabriel steht noch geschockt da und rennt ihm dann voller Wut entgegen. Kurz bevor sie sich treffen springt Gabriel mit unglaublicher Geschwindigkeit nach links weg und läuft weiter geradeaus zu dem Schalter neben der Tür. Verdutzt schaut der Mann ihm hinterher. Am Schalter angekommen schaut Gabriel ihn haßerfüllt an. Gabriel betätigt den Schalter. Die Laser reaktivieren sich. Unter SCHREIEN verbrennt der Mann. Gabriel wendet sich von diesem Anblick ab und geht durch die noch geöffnete Tür. Er steht in einem großem Raum mit einem riesigen, alles überragenden Fenster, einem großen massiven Schreibtisch und einem umgedrehten schwarzen Ledersessel, auf dem offensichtlich jemand sitzt. Eine Katze läuft durch den Raum.
Stimme von Hans
Tritt herein, ich habe dich schon länger erwartet.
Der Sessel dreht sich und Hans sitzt darauf.
Gabriel steht entschlossen und noch immer haßerfüllt da.
Gabriel
Ich bin hier, um dir ein Ende zu bereiten Hans.
Hans lacht laut und lange.
Hans
Du hast es tatsächlich immer noch nicht kapiert nicht wahr? Du bist richtig menschlich geworden. Diese Wut, dieser Zorn, sehr gut. Nur wo ist deine Vorsehung geblieben?
Gabriel begreift nicht.
Hans
(mit der Stimme von Gabriel)
Warum wollt ihr sie bestrafen, die meisten können nichts dafür, ihr mußt ihnen helfen.
Hans
(mit der Stimme von Gott)
Das waren deine Worte. Wieso denkst du hattest du es so leicht bis hierher zu kommen? Warum hat sich wohl vorhin dein Messer entflammt? Weil ich es zugelassen habe. Im Grunde war alles nur für dich inszeniert.
Gabriel erkennt, bricht fast zusammen und muß sich an der Wand abstützen.
Gabriel
(fassungslos)
Herr???!!! Aber warum Herr, wieso das ganze Leid? Warum gabt ihr mir dann diese Aufgabe?
Gott
Du Gabriel mußtest einfach auf den richtigen Weg gebracht werden. Dies erfolgt durch Erkenntnis und die hast du jetzt. Du hattest Recht. Die Menschen sind schwach und hatten sich von mir abgewandt. Ich habe mir diesen Körper genommen und da weiter gemacht, wo Hans aufhören wollte. Dieser Weg, die absolute Kontrolle über sie, ist der einzig Wahre. So werden sie endlich nach meinen Regeln leben. Bist Du wirklich so naiv, daß du geglaubt hast, daß sich alles ändert, nur wenn du meine Worte auf Erden verkündest? Du hast an meiner Macht gezweifelt, jetzt kennst du sie.
Gabriel
Ihr seid Gott, daß widerspricht allem, was ich mit euch verbinde, was ihr wart, was ihr seit. Ihr seid das Gute.
Gott steht auf, nimmt die Katze in den Arm und streichelt diese.
Gott
Gabriel, Gabriel, Gabriel. Gut und Böse sind nicht getrennt. Ich bin sowohl Gott, als auch Teufel. Wie und was ich gerade bin oder tue, hängt einzig und allein davon ab, wie ich mich fühle. Außerdem gehört die Menschheit mir, ich kann mit ihnen tun was ich will.
Gabriel
Dann ist alles was ich in dir sah, ja sogar alles was ich bin und tat, eine Lüge gewesen. An was soll ich jetzt noch glauben, was soll ich tun?
Gott drückt auf einen Knopf auf seinem Schreibtisch. Eine Tür geht neben Gabriel auf und zwei Wachen ziehen ihn hinein. Die Tür schließt sich wieder. Gabriel SCHREIT. Es ist die Geräuschkulisse der Trockenhaube zu hören. Gott schaut aus dem Fenster. Die Tür öffnet sich wieder und ein lächelnder Gabriel mit einer perfekten Fönfrisur steht im Raum.
Abblende